Biotransformation – „Keine Technologie schafft es allein“
Interview zur „Summer School Biotransformations 2022“
Im August haben unser Enzym-Spezialist Dr. Alexander Pelzer und unsere Enzym-Spezialistin Janna Sturm an einer viertägigen, von der DECHEMA organisierten Summer School in Bad Herrenalb teilgenommen. In insgesamt 25 Vorträgen haben Referentinnen und Referenten das Thema „Biotransformation“ aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtetet. Alexander hat einen Vortrag mit dem Titel „Sequence-driven enzyme discovery from digital metagenome libraries“ gehalten; Janna präsentierte ein Poster mit einer Übersicht über BRAINs Protein-Engineering-Plattform. Vier Fragen an die beiden zu dieser Veranstaltung.
Alexander, was bedeutet der Begriff „Biotransformation“ und worum genau ging es bei dieser Summer School?
Alexander: Die Biotransformation spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung hin zur Bioökonomie. Es geht hierbei z.B. um die Herstellung von Materialien und Chemikalien aus Rohstoffen einer Kreislaufwirtschaft. Die dabei notwendigen biochemischen Reaktionen werden durch Biokatalysatoren ermöglicht. Es ging daher bei der Veranstaltung vor allem um die Themen Identifizierung neuer Enzyme, mikrobielle Produktionsstämme, Bioprozess-Entwicklung, Enzym-Optimierung und Elektrosynthese. Insgesamt haben wir das Feld der Biotransformation aber auch im Kontext der Nachhaltigkeit betrachtet und es wurde erneut deutlich, dass die Biotransformation einen entscheidenden Beitrag zur Transformation von Industrien leisten wird.
Über die fachlichen Themen hinaus ermöglicht diese Summer School immer auch einen Blick über den Tellerrand hinaus: So gab es diesmal einen Beitrag zum Thema The Art of Innovation sowie ein Stimmtraining, das zu einem präsenten, souveränen Auftreten verhilft.
Der Veranstalter, die DECHEMA, hatte als Ziel dieses viertägigen Treffens u.a. das Schulen der interdisziplinären Kommunikation verschiedener Bereiche angestrebt. Welche Bereiche waren da gemeint und warum ist ein intensiver Austausch zwischen diesen Bereichen so wichtig?
Alexander: Das wissenschaftliche Feld Biotransformationen umfasst eine Vielzahl von Disziplinen und profitiert von jeder einzelnen von ihnen. Zu diesen Disziplinen zählen u.a. die Biologie, die Chemie, die Verfahrenstechnik und die Informatik bzw. die Bioinformatik. Jede Disziplin einzeln für sich betrachtet ist komplex und spezialisiert. Für die industrielle Implementierung nachhaltiger Verfahren braucht es jedoch die Kombination der Disziplinen: ein grundlegendes Verständnis der anderen Disziplinen und letztendlich den fachlichen Austausch untereinander. Keine Technologie schaffte es allein!
Zu dieser Summer School waren explizit junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen worden. Was ist der Hintergrund?
Alexander: Bei den Summer Schools kommen immer Top-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler aus Akademia und Industrie zusammen. Um genug Raum und Möglichkeiten für einen intensiven Austausch zu bieten, sind alle Vortragenden für mindestens eine Übernachtung vor Ort geblieben. Es war also vor allem für diejenigen Teilnehmenden, die am Anfang ihrer Karriere stehen, eine tolle Gelegenheit, sich zu vernetzen, über Wissenschaft zu diskutieren und sich für die eigene Forschung inspirieren zu lassen.
Janna, wie waren deine Eindrücke als Vertreterin der adressierten Zielgruppe?
Janna: Die eingeladenen Vortragenden waren immer ansprechbar und haben sich viel Zeit genommen, die jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei ihrer Arbeit zu unterstützen. Für mich war es spannend und bereichernd, mich mit den Doktorandinnen und Doktoranden aus verschiedenen Disziplinen auszutauschen, da sich diese Option im industriellen Umfeld seltener bietet. Besonders gefallen hat mir, dass der Austausch in lockerer Atmosphäre stattgefunden hat.
Vielen Dank euch beiden für eure Eindrücke!
→ Informationen zur Enzym-Technologie bei BRAIN